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Sichere Technologien
Verschiedene globalen Herausforderungen lassen es ratsam erscheinen, weiterhin Technologien zu entwickeln und zu implementieren, die mit erneuerbaren und ungefährlichen Stoffen und Energiequellen arbeiten, also Schäden und Risiken für Gesundheit und Entwicklung gering halten. Sichere Technologien können wichtige Beiträge zur Überwindung anderer globaler Herausforderungen leisten.
Betroffene Menschen und Lebensgrundlagen: Beispiele für sichere Technologien sind erneuerbare Energien, Recycling- und Kreislaufwirtschaft, Bionik sowie Informations- und Kommunikationstechnik (bei Minimierung des Schadstoffgehalts der Baugruppen). Zu den Risikotechnologien hingegen zählen: 1) Kernenergie, großchemische Anlagen und Staudämme (Technologien mit sehr hohem Schadensausmaß bei sehr geringer Eintrittswahrscheinlichkeit), 2) bestimmte Anwendungen der Gentechnologie sowie Freisetzung und Inverkehrbringen transgener Pflanzen (Schadensausmaß potentiell hoch bei ungewisser Eintrittswahrscheinlichkeit) und nicht zuletzt 3) alle klimaschädlichen Technologien (
Obgleich einige Anwendungen der Gentechnologie von medizinischem oder ökologischem Nutzen sind, gibt es Anwendungen mit dem Potential für einen sehr großen Schaden. Diese schließen ein: das Entweichen von Organismen aus dem Labor; Gentransfer von transgenen Pflanzen in wildlebende Organismen; Allergenität von Lebensmitteln durch das Einfügen von Gensequenzen allergener Organismen; die Verwendung von Genen für Antibiotikaresistenz als Selektionsmarker; und die unkontrollierte Ausbreitung transgener Eigenschaften: Viren können Teile des Erbguts aus virusresistenten Pflanzen übernehmen und so neue Eigenschaften annehmen (WBGU 1998, 75-77.) Antibiotikaresistente Viren könnten zu einer schweren Epidemie führen. Aufgrund dieser Risiken sollten manche Anwendungen der Gentechnik durch sicherere Methoden ersetzt werden (z. B. keine Resistenzgene als Selektionsmarker verwenden), im Falle von Lebensmitteln neben einer Toxizitätsprüfung auch einer Allergenitätsprüfung unterzogen werden, und sie sollten eine Entscheidung der Verbraucher ermöglichen, indem Produkte gekennzeichnet oder enthaltene transgene Substanzen aufgelistet werden (WBGU 1998, 77).
Nanotechnologien bedürfen der weiteren Risikoeinschätzung. Sie können Nutzen erbringen, für Gesundheit und Umwelt. Partikel im Nanomaßstab – zwischen 100 und 0,1 Nanometer (1/10 000 bis 1/10 000 000 mm) – unterscheiden sich in ihren physischen, chemischen und biotischen Eigenschaften oft grundlegend von demselben Material in einem größeren Maßstab. Diese besonderen Eigenschaften können nützlich sein, aber sie können sich ebenso als gefährlich für die menschliche Gesundheit und die Umwelt erweisen. Daher ist sicherzustellen, dass mögliche Sicherheitsprobleme gleichzeitig mit der Entwicklung der Technologie eingeschätzt und angegangen werden. ( 2008, 386.)
Deaths: keine zusammenfassenden Daten. Die drei schwersten Unfälle der
Risikotechnologien haben insgesamt etwa 32 500 bis 442 500 Todesfälle verursacht:- Die größte Dammkatastrophe war das Versagen der Dämme von Shimantan und Banqiao und einer Kaskade von flussabwärts gelegenen Dämmen und Speichern aufgrund eines schweren Taifuns 1975. Mehr als 26 000 Menschen starben in den Fluten, und Schätzungen der Gesamtzahl an Todesopfern unter Berücksichtigung nachfolgender Epidemien und Hungersnöte reichen bis zu 240 000 Menschen (People's Daily Online 2005; Asia Times Online 2003).
- Der größte kritische Unfall einer Kernkraftanlage geschah 1986 in Tschernobyl (ukrainisch Tschornobyl). Schätzungen der Sterblichkeit unterscheiden sich in der räumlichen Abgrenzung und den Methoden; sie reichen von höchstens 4 000 bis 93 000 Todesfällen durch Krebs, und bis zu etwa 200 000 Todesfällen durch alle Krankheiten (Chernobyl Forum 2006, 16; 2006, 108; 2006; 2006, 6; Greenpeace 2006, 10, 26 und 48). Darüber hinaus wurden viele Missbildungen bei Neugeborenen beobachtet, und ein großer genetischer Schaden in der Region und weltweit wird angenommen ( / 2006, 5 und 29).
- Die schlimmste Havarie einer Chemiefabrik ereignete sich 1984 in Bhopal, bei der toxische Gase aus der Pestizidproduktion freigesetzt wurden, was zu über 2 500 Toten und 150 000 Verletzten führte (WBGU 1998, 72).
Ziele: kein internationales Ziel.
Trend: ? keine Trenddaten erhältlich.
Maßnahmen: Der Transfer umweltfreundlicher Technologien sowie der Umgang mit radioaktiven Abfällen werden in der Agenda 21 behandelt (
1992, 34 und 22). Zur Eingrenzung der Risiken genetisch veränderter Organismen wurde 2000 das UN-Protokoll über Biosicherheit vereinbart ( 2000). Als weitere Maßnahmen im Technologiebereich bieten sich die Unterstützung von Forschung, Entwicklung und Markteinführung sicherer Technologien an (Beispiel: Erneuerbare-Energien-Gesetz), die Erforschung, Regulierung und Reduzierung von technologischen Risiken, der Möglichkeit eines Verbots besonders riskanter Technologien (WBGU 1998, 235, 237). Manche Industrieländer haben beschlossen, die Kernenergie auslaufen zu lassen und/oder die Markteinführung erneuerbarer Energien zu unterstützen.Quellen
- Asia Times Online 2003: The death of China's rivers. Von Jasper Becker. Hongkong, 26. August 2003.
- CBD 2000 – Convention on Biological Diversity: Cartagena Protocol on Biosafety to the Convention on Biological Diversity.
- Chernobyl Forum 2006 – The Chernobyl Forum: 2003-2005 (International Atomic Energy Agency [IAEA], the World Health Organization [WHO], the Governments of Belarus, the Russian Federation and Ukraine, etc.): Chernobyl's Legacy: Health, Environmental and Socio-Economic Impacts, and Recommendations to the Governments of Belarus, the Russian Federation and Ukraine; Second revised version. (IAEA/PI/A.87 Rev.2 / 06-09181) Wien, April 2006.
- Greenpeace 2006: The Chernobyl Catastrophe; Consequences on Human Health. (ISBN 5-94442-013-8) Amsterdam, April 2006.
- IARC 2006 – International Agency for Research on Cancer: The Cancer Burden from Chernobyl in Europe. (Press release No. 168) 20. April 2006.
- IPPNW/GSF 2006 – Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) und Gesellschaft für Strahlenschutz (GSF): Gesundheitliche Folgen von Tschernobyl; 20 Jahre nach der Reaktorkatastrophe; Metaanalyse. Berlin 2006.
- OECD 2008 – Organisation for Economic Co-operation and Development: OECD Environmental Outlook to 2030. Paris, 2008. ISBN 978-92-64-04048-9.
- People's Daily Online 2005: After 30 years, secrets, lessons of China's worst dams burst accident surface. Beijing, 1. Oktober 2005.
- TORCH 2006 – The Other Report on Chernobyl; An Independent Scientific Evaluation of Health and Environmental Effects 20 Years after the nuclear disaster Providing Critical Analysis of a Recent Report by the International Atomic Energy Agency (IAEA) and the World Health Organization (WHO). By Ian Fairlie and David Sumner. Commissioned by Rebecca Harms, MEP Greens/EFA in the European Parliament. Berlin, Brussels, Kiev, April 2006.
- UN 1992: Agenda 21; Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro. (Dt. Übers.) Hg. Bundesumweltministerium, Bonn.
- WBGU 1998 – Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung: Welt im Wandel – Strategien zur Bewältigung globaler Umweltrisiken.
- WHO 2006 – World Health Organization: Health Effects of the Chernobyl Accident and Special Health Care Programmes; Report of the UN Chernobyl Forum Expert Group "Health". Genf 2006.
Entwurf (2008)
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